Solemar wird komplett saniert: Bad soll von 2027 bis 2029 geschlossen bleiben
Während der voraussichtlich zweijährigen Bauzeit von vermutlich 2027 bis 2029 werden alle anderen Bereiche, wie zum Beispiel die Schwarzwald-Sauna, die Therapieabteilung, das Fitness im Solemar und das Wellness-Center, Totes-Meer-Salzgrotte, usw. geöffnet bleiben. Von der Sanierung des Bades sind daher nur wenige Arbeitsplätze tangiert, aber Kurgeschäftsführer Markus Spettel versicherte: „Wir werden niemanden entlassen, denn wir brauchen die Mitarbeiter auch während der Sanierung des Bades“. Es werde Übergangslösungen für die Mitarbeiter geben, sagte der Kurgeschäftsführer.
So müssen die übrigen Bereiche nach wie vor gereinigt werden, die Mitarbeiter des Badebereichs werden im Hallen- und Freibad Minara eingesetzt und die Techniker sind bei der Sanierung stark eingespannt und nach wie vor für den Betrieb aller anderen offenen Bereiche zuständig. „Es wäre fatal, wenn wir unsere wertvollen Mitarbeiter entlassen würden und dann vor der Wiedereröffnung verzweifelt suchen müssten“, sagte Spettel.
Markus Spettel und seine Mitarbeiter werden versuchen, den Feriengästen in den beiden Jahren der Schließung ein attraktives Alternativprogramm zu bieten. „Mit der DreiWelten Card haben sie zudem mehr als 130 Attraktionen direkt in der Umgebung“, sagte er.
Verschoben ist allerdings die geplante Erweiterung des Solemars, die demnächst beginnen sollte. Die Kur- und Bäder GmbH als Betreiberin des Wellness- und Gesundheitszentrums will den Gastronomiebereich des Bades wesentlich erweitern, weitere Ruhe- und Erholungszonen schaffen und ein weiteres Warmwasserbecken bauen.
Dafür hatte das Land Baden-Württemberg einen Investitionszuschuss von 1,82 Millionen Euro zugesagt. Die Stadt Bad Dürrheim sollte sich mit 3,5 Millionen Euro an der Erweiterung beteiligen, der Gemeinderat hatte einen entsprechenden Zuschuss beschlossen. Jetzt ist geplant, die Erweiterung sinnvollerweise zusammen mit dem Bad nach Abschluss der Sanierung zu eröffnen. „Es wäre der Bevölkerung nicht vermittelbar, wenn wir jetzt erweitern würden und anschließend mit der Generalsanierung des Bades beginnen würden“, so Spettel.
Zur frühzeitigen Auslotung neuer Fördermittel für das Gesamtvorhaben werden Geschäftsführer Spettel und Bürgermeister Berggötz nun die Gespräche mit den entsprechenden Behörden und politischen Vertretern aufnehmen.
Nicht nur der Aufsichtsrat der Kur- und Bäder GmbH, sondern auch der Gemeinderat, der als Gesellschafterversammlung seiner Tochtergesellschaft fungiert, steht hinter dem Konzept. Bürgermeister Jonathan Berggötz und Kurgeschäftsführer Markus Spettel stellten den Sanierungsfahrplan in einer öffentlichen Informationsveranstaltung vor.
Die Mitarbeiter der Kur- und Bäder GmbH sind im Vorfeld in einer Betriebsversammlung informiert worden. „Ich habe mich über die vielen optimistischen Reaktionen nach der Betriebsversammlung gefreut“, sagte Markus Spettel.
Was es für Bad Dürrheim bedeutet, den Badebereich des Solemars zu schließen, hatte die Tourismuswirtschaft in der Stadt während der Corona-Epidemie bemerkt. Das erkennt auch der Kurgeschäftsführer: „Das Solemar ist für viele Gäste das entscheidende Kriterium, nach Bad Dürrheim zu kommen“.
Bei der Sanierung wird das Bad bis auf den Rohbau zurückgebaut - ähnlich dem Minara. Zwar sind dank der ständigen Reparaturen und Sanierungsmaßnahmen trotz der derzeit 37-jährigen Betriebszeit viele Technikteile wie etwa die Filterbehälter noch in Ordnung, sollen aber trotzdem ausgewechselt werden, weil sie, wie Diplomingenieur Thomas Pickel vom Fachplanungsbüro L&P in Haar bei München sagte, „die sind zwar noch dicht, halten es aber keine 50 Jahre aus“. Andere Technikelemente seien einfach veraltet und müssten ausgewechselt werden.
Eine Kostenschätzung gibt es noch nicht, ähnliche Generalsanierungen bei Bädern dieser Größenordnung haben aber in den letzten Jahren zwischen 15 und 30 Millionen Euro gekostet.
Ingenieur Thomas Pickel, der die 2021 abgeschlossene Sanierung des Minaras als Generalplaner betreut hat, machte deutlich: „Ein Hallenbad hält 30 bis 35 Jahre, dann muss es bis auf die Rohbausubstanz zurückgebaut werden, Solebäder sind in der Regel schon zehn Jahre früher dran.“ Dass das Solemar jetzt seit 37 Jahren in Betrieb und noch so gut in Schuss ist, führt der Bäderexperte auf die ständigen Investitionen für Reparaturen und kleinere Sanierungen zurück. So wurde 2018 bei laufendem Betrieb die komplette Dachhaut samt Kuppeln saniert.
Nach Angaben von Markus Spettel wurden jedes Jahr mehrere Hunderttausend Euro bis zu 1,5 Millionen Euro in die Bausubstanz und Technik investiert. „Uns war klar, dass für ein Bad, insbesondere ein Solebad irgendwann der Zeitpunkt kommt, wo es umfangreich saniert werden muss“, äußerte sich der Kurgeschäftsführer. „Es ist auch nicht so, dass wir plötzlich merkten, dass das Bad jetzt saniert werden muss“, so Markus Spettel. Vielmehr habe man aufgrund der ständigen Begutachtung festgestellt, dass die Schäden in den letzten Monaten größer werden. Dennoch habe man noch viel Zeit für die Vorbereitungen.
Mit der Sanierung werde das Solemar für die nächsten 25 bis 30 Jahre wieder zukunftsfähig und als Herzstück des Bad Dürrheimer Tourismus und Gesundheitswesens wieder wettbewerbsfähig.
Wie Thomas Pickel, der seit 1997 als Fachingenieur die Kur- und Bäder GmbH berät, erläuterte, hat man beim Bau des Solemars von 1985 bis 1987 zwar die Becken mit einer hochwertigen Folienabdichtung („Steuler KCH“) versehen, jedoch nicht die Beckenumgänge – also die Bereiche neben den Becken, die von den Badegästen begangen werden.
Hier sickert aber das salzhaltige Wasser, das von den Badegästen aus dem Becken herausgetragen wird, in den Untergrund und führt zu Schäden nicht nur am Beton, sondern auch an der Stahlarmierung. Zum Salzwasser kommen noch Reinigungsmittel hinzu.
„War vor drei Jahren noch alle 20 Meter eine undichte Stelle, sind es heute alle fünf Meter. Das Wasser sucht sich seinen Weg nach unten, der Beton an den Beckenumgängen ist förmlich abgesoffen“, schilderte Thomas Pickel die Situation. Das Wasser sickere beispielswiese durch Kabeldurchgänge und Heizungsdurchführungen. Thomas Pickels Mitgesellschafter Josef Letzgus hat damals das Solemar mitgeplant und erinnerte sich, dass die Bauherren damals aus Kostengründen gegen die Verlegung der Folienbahnen auf den Fußböden außerhalb der Becken verzichtet haben, weil man annahm, dass dort kein oder nicht so viel Salzwasser seine Wirkung entfalten kann.
Deshalb sei eine Betonsanierung unumgänglich. Intakt ist jedoch nach jetzigem Stand das Dach. Wie es mit den Stützpfeilern aussieht, muss noch untersucht werden. Aufsichtsrat und Gemeinderat haben beschlossen, dass noch ein weiteres Bauschadensgutachten eingeholt wird und weitere Untersuchungen vorgenommen werden.
Ingenieur Thomas Pickel sagte, die technischen Anlagen hätten sowieso in den nächsten fünf Jahren erneuert werden müssen. So treten in den Badewasserleitungen aus Kunststoff bereits Undichtigkeiten auf, die sich in den nächsten Jahren vergrößern werden. „Denken Sie doch nur einmal daran, wie ein Gartenschlauch aus Plastik aussieht, wenn er mal fünf Jahre im Garten liegt“, rief er den Anwesenden im Siedersaal zu.
Der Zeitplan sieht vor, dass in den nächsten drei bis fünf Monaten weitere Untersuchungen an der Bausubstand und am Holz vorgenommen werden. Danach will man sich drei bis vier Monate Zeit nehmen, um Architekten und Ingenieurbüros zu finden.
Die Planungszeit wird nach Einschätzung von Thomas Pickel 18 Monate beanspruchen, dann folgt die Ausschreibung (drei Monate). Nach der Auftragsvergabe kann mit der Demontage begonnen werden. Weil alles recycelt werden muss, wird sie rund drei Monate lang dauern. Die Betonsanierung wird – je nach Schadensbild – alleine sechs Monate dauern, danach die Neuinstallation mit 15 Monaten Bauzeit. Die reine Bauzeit von der Demontage bis zur Fertigstellung des Bades und der Technik liegt also bei ungefähr zwei Jahren.
Alleine in den Becken müssen 700 Einbauteile (unter anderem Düsen) aus- und eingebaut werden, im Technikkeller 14 Badewasserfilter und dazwischen 3000 Kilometer Rohrleitungen, die alles miteinander verbinden.
Jörg Kazmaier vom Ingenieurbüro Schlaich Bergmann Partner (Stuttgart) bestätigte, dass die Holzschalenkonstruktion des Daches „augenscheinlich keine größeren Schäden aufweist“, dennoch müsse die Standsicherheit neu bewertet werden. Dagegen drücke das Solewasser im Bad durch die undichten Fugen nach unten und zerstöre den Beton.
Bürgermeister Jonathan Berggötz versprach, den großzügigen Zeitraum der Planungsphase bis zur tatsächlichen Sanierung der Therme gut zu nutzen. Der Prozess sei selbstbestimmt. Andere Bäder müssten außerplanmäßig schließen, wenn größere Schäden auftreten. In Bad Dürrheim hingegen hat man die Situation früherkannt und kann sich daher Zeit nehmen um gut zu planen.
Ein Fragen- und Antwortkatalog zu den häufigsten Fragen ist auf der Homepage der Kur- und Bäder GmbH unter www.badduerrheim.de einsehbar und wird laufend aktualisiert.