Stadtnachrichten

Neubau des Wasserwerks „Schabelwiesen“ schreitet voran


Momentan arbeitet noch das „alte“ Wasserwerk, direkt vis-à-vis der aktuellen Baustelle. Im Keller befinden sich noch Reste des ursprünglichen Baus aus dem Jahr 1905, als die Saline die zentrale Dürrheimer Wasserversorgung schuf.

Im Wasserwerk „Schabelwiesen“ wird das Wasser der nahegelegenen Entenfangquelle aufbereitet. Diese Quelle liegt in Sichtweite am Hang in Richtung Brigachtal und Beckhofen. Ihr Wasser wird gereinigt und über eine Leitung zum Hochbehälter Kapfwald im Wald oberhalb der Kernstadt geführt. Im Sommer dient das Wasser der Entenfangquelle regelmäßig der Unterstützung der Quellen in den Ostbaarstadtteilen, wenn die dortigen Quellen eine geringere Schüttung haben.

Der Gemeinderat hatte bereits 2018 beschlossen, das Wasserwerk neu zu bauen. Eine Sanierung bei laufendem Betrieb erwies sich als wenig wirtschaftlich. Ein Jahr später wurde mit der Nachbargemeinde Brigachtal der Vertrag über eine gemeinsame Wasseraufbereitungsanlage geschlossen. Die beiden Kommunen teilen sich die Kosten entsprechend ihrem voraussichtlichen späteren Anteil am Wasserbezug im Verhältnis 4:1, die Kurstadt zahlt 80 Prozent der Investitionen.

Lange Zeit war von außen nur der Rohbau und ein großer Erdhügel zu sehen. Inzwischen ist das Dach geschlossen, nachdem alle großen Behälter und Tanks mit Hilfe von Kranwagen in das Innere hinabgelassen wurden. Die Aushuberde wurde auf den vier Wasserbehältern verteilt, sie sorgen für eine natürliche Kühlung. In zwei der Behälter, jeweils sechs Meter hoch, warten künftig jeweils 150 Kubikmeter (150.000 Liter) Reinwasser auf den Weitertransport Richtung Kernstadt und nach Brigachtal.

Der Rohbau des Wasserwerks hat jetzt ein Dach, demnächst kommen auch die Fenster, jetzt ist der Ausbau der Aufbereitungstechnik dran.

Über dem Erdhügel ragt das Gebäude noch sechs Meter heraus. Im Inneren des Gebäudes stechen im Moment hauptsächlich die acht großen Behälter heraus, darunter in roter Farbe die Reaktoren der Carix-Entkalkungsanlage.

Im Erdgeschoss des Neubaus steht schon der erste Schaltschrank im Elektroraum, dessen doppelter Boden einmal die vielen Kabel schlucken wird. Viel Arbeit ist noch notwendig, um die Rohrleitungen zwischen den Carix-, Spül- und Kohlendioxidbehandlungsbehältern sowie den Wasserkammern zu legen.

In einem wohnzimmergroßen Raum ist schon das Notstromaggregat aufgebaut: ein Dieselmotor, der aus der Lkw-Produktion stammt, gekühlt durch einen fast mannshohen Ventilator. Im Nachbarraum stehen die Podeste für zwei große Kompressoren, die Pressluft für die Reinigungsprozesse erzeugen sollen.

Noch völlig leer ist die Schaltwarte für das neue Wasserwerk, hier werden einmal PCs für die Fernwirkanlage stehen, mit Zugriff auf alle Hochbehälter und Wasserversorgungsanlagen in der Gesamtstadt. Auch Sozialräume und WCs für die heute sechs Mitarbeiter des städtischen Wasserwerks sind eingeplant.

Schon heute können die Techniker die Wasserstände und Pumpleistungen abrufen und so zum Beispiel Rohrbrüche bemerken. Mit der Inbetriebnahme des Wasserwerks wird es noch einmal einen weiteren Innovationsschub geben. Im Oktober werden die Mitarbeiter der Firma Veolia anrücken, um die Rohrleitungen für die Carix-Entkalkungsanlage zu montieren. Das Tochterunternehmen des französischen Veolia-Konzerns lässt sich die gesamte Carix-Anlage mit 3,5 Millionen Euro bezahlen.

Die konventionelle Wasseraufbereitungsanlage einschließlich der Rohre und Pumpen wird von der Firma Eliquo KGN aus Nellingen gebaut – für rund zwei Millionen Euro ist dieser Auftrag vergeben worden. Die Elektroinstallation (Energie-, Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik) installiert die Hüfinger Firma Schmid Schaltanlagenbau für 960.000 Euro.

Im Keller bauen Mitarbeiter eines Spezialunternehmens gerade einen Neutralisationstank für Laugen und Salzsäure zusammen, dazu verschweißen sie Kunststoffelemente mit einem Spezialgerät.

Während im alten Wasserwerk eine Ozonierungsanlage zur Desinfektion des Trinkwassers arbeitet, soll das Wasser im Neubau durch eine Ultrafiltrationsanlage gereinigt und dann durch ultraviolettes Licht (UV) desinfiziert. Bereits bei der Ultrafiltration fischen die Membrane nicht nur Schwebstoffe, sondern auch Bakterien aus dem Wasser heraus. Bereits im Hochbehälter Unterbaldingen arbeitet die Stadt schon mit Ultrafiltration und UV-Licht für die Aufbereitung des Quellwassers aus den dortigen Hangquellen. Für die Reinigung der Membrane dieser UF-Anlage werden Laugen und Salzsäure benötigt.

Nach jetzigem Stand soll das neue Wasserwerk im Herbst 2024 in Betrieb gehen, „es wird aber, bevor es Wasser liefert, eine ein- bis zweimonatige Inbetriebnahmephase geben“, erläutert Ingenieur Joachim Petelka vom Stadtbaumt. Wichtig sei, dass man nun ein geschlossenes Gebäude habe, wenn es an den Ausbau der Technik gehe.

Ingenieur Joachim Petelka vom Stadtbauamt freut sich: der erste Schaltschrank steht schon. Doch erst in einem Jahr ist die komplette Technik montiert.

Die meisten Gewerke für den Neubau sind vergeben, Mehrkosten gibt es in Höhe von 200.000 Euro, weil man sich nachträglich entschlossen hat, eine Chlorierungsanlage für das Leitungsnetz von Bad Dürrheim einzubauen, nachdem das Trinkwasser in Bad Dürrheim im Oktober 2022 auf Anordnung des Gesundheitsamtes gechlort werden musste, weil in zwei Proben Keime gefunden wurden.

Vor dem Winter werden noch Fenster und Türen eingesetzt. Im kommenden Jahr wird an der Seite zur Straße hin noch das Fundament für einen Kohlendioxidgastank betoniert und die Fassade des Rohbaus mit einer Holzverschalung versehen. Ebenso erfolgt dann der gesamte restliche Innenausbau des Gebäudes. Die Außenanlagen sollen erst 2025 gestaltet werden.

Auch die Entenfangquelle selbst soll noch saniert werden. Beide Tiefbrunnen bekommen eine neue Verrohrung und neue energetisch effizientere Pumpen. Zudem werden im Zuge der Brunnenbefahrung Sedimente, die sich im Laufe der Zeit am Grund angesammelt haben, abgesaugt.

Noch sind die großen Behälter im Inneren des Wasserwerks nicht durch Rohre miteinander verbunden, auch die Pumpen und die Elektronik fehlen noch.

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Redakteur / Urheber
Stadtverwaltung Bad Dürrheim