Stadtnachrichten

Stefan Milles arbeitet sich als neuer Stadtkämmerer im Bad Dürrheimer Rathaus ein


Stefan Milles wurde bereits vor den Sommerferien vom Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung zum künftigen Stadtkämmerer gewählt, vorausgegangen war ein umfangreiches Auswahlverfahren, wie man es in der Wirtschaft unter dem Begriff Assessment kennt und bei dem auch auf die persönlichen und menschlichen Kompetenzen Wert gelegt wird.

Stefan Milles hatte jetzt seinen ersten Arbeitstag im Rathaus und wurde den Mitgliedern des Verwaltungsausschusses vorgestellt. Vor kurzem war er noch bei der Stadt Reutlingen als Leiter der Abteilung Unterbringung und Betreuung von Obdachlosen und Flüchtlingen (Kreis Rottweil) tätig.

In seinem Wohnort Frittlingen ist er aufgewachsen und verwurzelt, was sein 35-jähriges ehrenamtliches Engagement im Musikverein widerspiegelt, dessen Vorsitzender er ist.

Bürgermeister Jonathan Berggötz (rechts) präsentierte mit Stefan Milles (Mitte) den Nachfolger von Stadtkämmerer Thomas Berninger (links), der Ende Juni 2024 in den Ruhestand geht.

In Bad Dürrheim hat er sich nicht beworben, weil er seine tägliche Fahrzeit von einer Stunde auf 20 Minuten reduzieren kann, sondern, wie er sagte, weil er hier seine Leidenschaft, das Finanzwesen, intensiver pflegen kann.

Stefan Milles hatte im Studium an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl nämlich Wirtschaft und Finanzen als Schwerpunktfächer, wollte dann auch bei der Kämmerei in Reutlingen einsteigen, übernahm aber vertretungsweise die Obdachlosen- und Flüchtlingsunterbringung.

Hier hatte er zwar auch mit Kosten- und Gebührenkalkulation zu tun, aber auch mit Gebäudeverwaltung und Personalmanagement und war vor allem für  62 Mitarbeiter verantwortlich.

Dass der „Neue“ nur in der Ausbildung (in Schömberg und Trossingen) in der Kämmerei gearbeitet hat, ist nach Ansicht von Stadtkämmerer Thomas Berninger kein Makel. „Man kann alles lernen“, glaubt der 64-Jährige, doch wichtig sei ihm, dass Stefan Milles „ein Typ ist, der in die Verwaltung passt“, denn es müsse auch menschlich harmonieren – „und da hat er mich überzeugt“, so Thomas Berninger, „es matcht“!

Thomas Berninger wird zusammen mit seinem Nachfolger noch den Haushalt für 2024 aufstellen und im Gemeinderat einbringen, wird ihn ein dreiviertel Jahr – mit Unterbrechung – in die Feinheiten der kommunalen Haushaltsführung einarbeiten.

Der Leiter des Fachbereichs Finanzwesen innerhalb der Stadtverwaltung bewegt alleine in diesem Jahr Ausgaben von rund 42 Millionen Euro im Hoheitsbereich der Stadt und weitere sieben Millionen für die beiden Eigenbetriebe Wasserwerk und Abwasserversorgung. Im Fachbereich Finanzwesen der Stadt arbeiten zwölf Mitarbeiter in den Bereichen Kämmerei, Steuerstelle und Stadtkasse.

Darüber hinaus ist der Stadtkämmerer in Bad Dürrheim traditionell noch Betriebsleiter für Wasserwerk und Abwasserbeseitigung, diese Doppelbelastung soll aber durch eine interne Umstrukturierung abgebaut werden, sodass Stefan Milles sich nicht mehr um Wasserrohrbrüche und Kanalsanierungen kümmern muss – vorausgesetzt die Gremien stimmen diesem Vorschlag von Bürgermeister Jonathan Berggötz zu.

„Wir sind froh, dass wir jemanden gefunden haben“, erklärte Bürgermeister Jonathan Berggötz bei der Vorstellung des künftigen Stadtkämmerers. Andere Kommunen hätten Schwierigkeiten, geeignete Kandidaten zu finden. Um die Stelle hatten sich mehr als zehn Interessenten beworben.

Zunächst waren alle von Thomas Berninger auf ihre fachliche Qualifikation hin untersucht worden. Danach mussten sich in der letzten Runde die verbliebenen Bewerber vor der Personalkommission in der   Vertreter der Verwaltung und Mitglieder des Gemeinderates mitwirken, einer zweistündigen Befragung unterziehen, zu der zur Unterstützung eine externe Wirtschaftspsychologin hinzugezogen wurde, die auch viele persönliche Fragen stellte und den Bewerbern Rollenspielaufgaben zuwies.

So mussten die Bewerber aufzeigen, wie sie mit nicht ganz einfachen Kunden umgehen, die in Rage sind. „Fachlich bleiben, auf verbale Attacken nicht im gleichen Ton reagieren, aber eine klare Linie vertreten“, war da Stefan Milles Rezept.

„Stefan Milles hat in allen Phasen überzeugen können“, stellte Bürgermeister Jonathan Berggötz fest, der überzeugt ist, dass durch die frühe Stellenbesetzung ein guter Übergang geleistet werden kann. Der künftige Stadtkämmerer sagte, er gehe leidenschaftlich gerne mit Zahlen und Finanzen um.

Er habe sich in Bad Dürrheim auch beworben, weil er gesehen habe, dass hier „etwas geht“, die beschlossene Rathauserweiterung und die geplante Neukalkulation der Fremdenverkehrsabgabe sowie der Kurtaxe seien eine spannende Sache.  Diese neuen Aufgaben seien knifflig, aber das Arbeitsumfeld stimme und wichtig sei ihm auch immer das Team, mit dem er arbeite.

Zugute kommen werde dem künftigen Stadtkämmerer, wie Bürgermeister Jonathan Berggötz sagte, dass zwischen Verwaltung und Gemeinderat ein gutes Miteinander herrsche.

Der scheidende Stadtkämmerer Thomas Berninger hatte am 1. Mai 2019 seinen Dienst in Bad Dürrheim angetreten, zuvor war er in Tuningen für die Finanzen verantwortlich gewesen. Er kritisierte, dass die Bürokratie immer mehr ausufert. So müssten sich bei Schulneubauten Kommunen mit ihren Nachbargemeinden einigen und Verträge zur Mitfinanzierung abschließen. „Stattdessen wäre es einfacher gewesen, die Landesregierung hätte die Schulbaufördermittel erhöht“, sagte er.