Stadtnachrichten

Regionaler Selbsthilfetag in Bad Dürrheim am kommenden Sonntag


Hungern müssen die Besucher nicht: den ganzen Tag bewirtet die Schlossklinik Sonnenbühl mit Mittagstisch, Kaffee und (alkoholfreiem) Kuchen. Es gibt Krankheiten wie Colitis ulcerosa, bei denen das typische Erkrankungsalter zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr liegt. Die Ursache ist unbekannt, es scheint eine chronisch-entzündliche Immunreaktion im Darmsystem zu sein. Mitglieder der Selbsthilfegruppe Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind seit Jahren mit einem Stand beim Selbsthilfetag in Bad Dürrheim vertreten und führen immer wieder aufschlussreiche Gespräche mit Menschen, die berichten, wie lange es gedauert hat, bis die Diagnose einwandfrei fest stand. Ähnlich geht es den Mitgliedern der Rheuma-Selbsthilfegruppe: Millionen Menschen in Deutschland leiden an dieser Volkskrankheit und haben schmerzende Gelenke. Unter den Sammelbegriff Rheuma fallen aber nicht nur Erkrankungen von Gelenken und Knorpel, sondern auch Fibromyalgie (Weichteilrheuma) und Muskeln, Bänder oder Sehnen können betroffen sein. Arthrose und Gicht zählen ebenfalls zum rheumatischen Formenkreis. Die Optikerin Carla Moosmann arbeitet schon seit vielen Jahren mit Selbsthilfegruppen zusammen, sie ist Expertin für Menschen mit vermindertem Sehvermögen und weiß: „Selbsthilfegruppen – das sind keine Leute, die im Kreis rumsitzen und labern, man erfährt dort auch Hilfe!“ Auch Stefanie Kaiser vom Landratsamt, die zusammen mit der Kur- und Bäder GmbH den Selbsthilfetag entwickelt hat, kennt das Problem: „Ärzte haben wenig Zeit, Betroffene in den Selbsthilfegruppen wissen oft besser Bescheid.“ Neu vertreten ist bei der Veranstaltung in einer Woche die CI-Selbsthilfegruppe (Cochlea-Implantat). Hier geht es um ein Implantat für Menschen – auch im Kindesalter – mit sehr starker Hörbehinderung. Die OP erfolgt unter Vollnarkose und birgt wie alle Operationen ein Risiko in sich. „Die Selbsthilfegruppe bietet Betroffenen an, sie vor der Entscheidung über eine Operation zu beraten“, sagte Stefanie Kaiser. Bei den letzten Selbsthilfetagen kamen jedes Mal schätzungsweise rund 400 Besucher. Der Eintritt ist kostenlos. Martin Schlenker von der Kur- und Bädergesellschaft: „Es geht uns nicht darum, tausende Besucher zu haben, sondern dass die Leute sich hier ausführlich informieren können und Gespräche führen, das ist eine Veranstaltung für jedermann.“ Und es ist der einzige Selbsthilfetag im Schwarzwald-Baar-Kreis, der keine Verkaufsmesse ist. Die Zahl der teilnehmenden Gruppen ist eigentlich höher als 35, denn am Stand der Selbsthilfegruppen Depression beteiligen sich drei unterschiedliche Gruppen. Eröffnet wird die Veranstaltung am Sonntag, 10. April, um 11 Uhr von Landrat Sven Hinterseh und Kurdirektor Uwe Winter. Im Herzogin-Luisen-Raum des Haus des Bürgers lädt um 12 Uhr die Selbsthilfegruppe Inklusion zu einer Gesprächsrunde „Mittendrin-Frühstück“ ein, um 14 Uhr informiert dort die Selbsthilfegruppe CoDa über die Co-Abhängigkeit, die Sucht, gebraucht zu werden. Ab 16 Uhr gibt es im Herzogin-Luisen-Raum eine Informationsveranstaltung über Selbsthilfe bei Suchterkrankungen. Im Haus des Gastes (HdG) gibt es im Rahmenprogramm mehrere Vorträge zum Thema Rund um das Auge. Um 11.30 Uhr spricht der Augenarzt Dr. med. Christopher Rössler über die altersabhängige Makuladegeneration (AMD), Symptome, Diagnosen und therapeutische Ansätze. Augenoptikerin Carla Moosmann (Linder Optik und Akustik) informiert ab 13 Uhr im HdG, welche Sehhilfen es bei AMD und anderen Augenerkrankungen gibt. Auf Sehtraining hat sich Claudia Scheible-Dimou spezialisiert, die ab 15.30 Uhr Alltagstipps gibt, wie man seine Sehkraft stärken kann, um 16.15 Uhr gibt sie Alltagstipps für Kinder zur Sehkraftstärkung. Optikerin Carla Moosmann berichtete, dass 25 bis 30 Prozent der über 70-Jährigen an der altersbedingten Makuladegeneration leiden, die dann auf Lupen oder andere Hilfsmittel angewiesen sind. Auch eine speziell getönte Brille helfe ihnen weiter, weil sie wegen der Netzhautdefekte sehr blendempfindlich sind. Zum Lesen seien zum Teil Lupenbrillen notwendig, auch Bildschirmlesegeräte böten sich an. „Mein Ziel ist es, die vorhandene Restsehmöglichkeit zu nutzen“, so Carla Moosmann, die meint: „Wir müssen uns als Patienten ein Stück weit selbst helfen, obwohl wir hier ein tolles Gesundheitssystem haben.“von Hans Jürgen Eisenmann
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Redakteur / Urheber
Südwestpresse | Die Neckarquelle
Hans-Jürgen Eisenmann