Hochbetrieb auf der Baustelle des neuen Wasserwerks
Bis zuletzt bleibt deshalb das alte Wasserwerk in Betrieb. Die Entkalkungsanlage, auch als Carix-Anlage bekannt, wird dann zwei Monate später nach einer Erprobungsphase ab 1. März 2025 ihre Dienste tun und dafür sorgen, dass das Trinkwasser aus den beiden Tiefbrunnen „Entenfang“ (Bad Dürrheim) und „Oberried“ (Brigachtal) deutlich weicher zu den Bürgern der beiden Kommunen fließt.
Im Neubau des Wasserwerks sind derzeit mehrere Firmen mit der Montage der Leitungen, Aggregate, Elektro- und Steuerkabel beschäftigt. Außerdem sind die Leitungen zwischen dem neuen Wasserwerk und den bestehenden Leitungen vom alten Wasserwerk sowie nach Brigachtal verlegt worden. Hierzu musste die Gemeindeverbindungsstraße zwischen Donaueschingen und Bad Dürrheim auf Höhe des Wasserwerks gesperrt werden. Die Vollsperrung kam auch der Anlieferung und Aufstellung des großen Silos zugute, im dem das Kohlendioxid für die Carix-Anlage gelagert wird.
Der 13,6 Tonnen schwere Behälter steht nun direkt vor dem Wasserwerk auf einem Betonsockel an der Straße. Tanklastzüge werden später regelmäßig das flüssige Kohlendioxid nachfüllen. Das Gas CO² ist ein natürlicher Bestandteil (0,04 %) der Luft und gilt als Treibhausgas. In der Carix-Anlage, die das Bad Dürrheimer Trinkwasser entkalkt, wird das Kohlendioxid für die Regeneration benötigt.
Bei dem Carix-Verfahren des Herstellers Veolia handelt es sich um ein Ionenaustauschverfahren, bei dem die Enthärtung des Trinkwassers mit besonderen Harzen vorgenommen wird. Diese Harze halten Calcium und Magnesium (beide sind für die Wasserhärte verantwortlich) sowie unerwünschte Inhaltsstoffe wie Nitrat, Sulfat und Chlorid und sogar Spurenstoffe wie Uran zurück. Sind die Harze beladen, werden sie ausschließlich mit Kohlenstoffdioxid - also CO² - und damit chemikalienfrei regeneriert.
Mit einem Autokran der Hüfinger Spezialfirma Scholpp (ehemals Scherzinger) wurde das Silo der Firma SOL Kohlensäure von einem Lkw-Tieflader gehoben und punktgenau auf dem Sockel aufgestellt. Die Firma SOL in Burgbrohl (Landkreis Ahrweiler, Rheinland-Pfalz) liefert auch die benötigte Kohlensäure in flüssiger Form. „Wir gewinnen die Kohlensäure aus einer natürlichen Mineralquelle in der Nähe unseres Firmensitzes, das Rheinland ist ja für seinen Vulkanismus bekannt“, erzählte Techniker Michael Dreyer.
Mit einem Autokran wurde dieser Tage ein weißes Silo neben dem neuen Wasserwerk Schabelwiesen an der alten B 27/33 aufgestellt. Der Behälter wird mit Kohlendioxid (CO²) befüllt, das zur Regeneration der Entkalkungsanlage notwendig ist.
Zusätzlich fällt Kohlendioxid bei der Vergärung von Biotheanol an, hier betreibt SOL Anlagen bei Leipzig und in Belgien. „Ideal wäre es natürlich, wir könnten das Kohlendioxid aus der Luft herausfiltern, aber das ist mit den heutigen Mitteln nicht wirtschaftlich zu leisten, dafür ist die Konzentration des Stoffs in der Luft zu gering“, so Michael Dreyer.
Da Kohlendioxid schwerer ist als Luft, wurden im Kellergeschoss des Wasserwerks in Bodennähe Gaswarngeräte installiert. Sollte trotz aller Sicherheitsvorkehrungen doch einmal Kohlendioxid austreten, wird sofort ein Gebläse in Gang gesetzt, das für frische Luft sorgt.
Im Keller des neuen Wasserwerks Schabelwiesen werden noch Aggregate, Steuerkabel und Leitungen montiert. Ab 1. Januar soll von hier aus Trinkwasser in das Versorgungsnetz fließen.
Nach Beendigung der Montagearbeiten am neuen Wasserwerk Ende November beginnt die Erprobungs- und Inbetriebnahmephase. Kernstück im Wasserwerk Schabelwiesen ist eine Trinkwasseraufbereitungsanlage, in der das Rohwasser aus den beiden Tiefbrunnen „Entenfang“ und „Oberried“ gefiltert und mit ultraviolettem Licht entkeimt wird. Zusätzlich ist die Carix-Entkalkungsanlage installiert, die dafür sorgt, dass das harte Wasser der Entenfangquelle von bisher Härtegrad 25 °dH auf acht bis neun Grad enthärtet wird. Zum Vergleich: Bodenseewasser hat einen Härtegrad von 9 °dH.
Die Investitionen von netto elf Millionen Euro und die späteren Betriebskosten teilen sich Bad Dürrheim (80 %) und Brigachtal (20 %) im Verhältnis der zu erwartenden Wasserentnahme.