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Sieger im städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerb steht fest: Bad Dürrheim soll zwischen Kurhaus und Hindenburgpark grüner und attraktiver werden


Die Jury war mit kompetenten Architekten und Landschaftsplanern besetzt, den Professoren Jörg Aldinger (Stuttgart), Susanne Dürr (Karlsruhe), Annette Rudolph-Cleff (Mannheim/Darmstadt), Dr. Ulrike Fischer (Karlsruhe), Benjamin Wille (Berlin), Frank Lohrberg (Stuttgart), Stefan Werrer (Stuttgart), Peter Schlaier (Stuttgart) sowie Mechthild von Puttkamer (Starnberg), Peter Helleckes (Karlsruher) und Caroline von Lintig (Reutlingen).

Zu den Sachpreisrichtern gehörten Bürgermeister Jonathan Berggötz, der Bad Dürrheimer Architekt Michael Rebholz als Vertreter der Investoren (B.E.S.T.-Holding) sowie fünf Vertreter der Gemeinderatsfraktionen: Prof. Dr. Barbara Fink, Wolfgang Reichmann, Karen Roeckl, Dr. Andrea Kanold und Can Zileli. Hinzu kamen drei weitere stelvertretende Sachpreisrichter: Kurgeschäftsführer Markus Spettel sowie die Stadträte Pascal Wölfle und Jürgen Rebholz. Als Berater waren Stadtbaumeisterin Petra Schmidtmann und Jürgen Wenzler vom Fachbereich Bauwesen eingeladen.

Die Jury brütete einen ganzen langen Tag über den Ideen und kamen dann am Abend in der Salinensporthalle zum einstimmigen Ergebnis: Sieger ist der gemeinsame Plan des Stadtplanungsbüros K9 und des Landschaftsplanungsbüros Faktor grün, beide mit Sitz in Freiburg.

Präsentieren nach der Abschlusssitzung das Siegermodell, das umgesetzt werden soll

Präsentieren nach der Abschlusssitzung das Siegermodell, das umgesetzt werden soll (von links): Bürgermeister Jonathan Berggötz, der Vorsitzende des Preisgerichts, Architekt Prof. Jörg Aldinger (Stuttgart), der Organisator des Wettbewerbs, Architekt Gerd Grohe (Stuttgart), Architektin Bärbel Gliese vom Fachbereich Bauwesen und Stadtbaumeisterin Petra Schmidtmann.

Mit dem städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerb „Aufwertung Stadtmitte und Parkanlagen und Neubau Thermenhotel“ verbanden Bürgermeister und Gemeinderat die Absicht, Bad Dürrheim als führenden Kurort attraktiver für die Bürgerinnen und Bürger sowie die Besucherinnen und Besucher zu machen.

Die elf Hektar große Fläche umfasst auch die Bauvorhaben der Bad Dürrheimer Investorengruppe B.E.S.T. Holding, deren Geschäftsführer Michael Rebholz und Joachim Limberger den Ausbau der Hotels Solegarten (ehemaliges Karolushaus) und Sure-Hotel Best Western (ehemals Kurheim und Sanatorium) zu einem Gesundheitsresort und den Bau eines Thermenhotels im Kurpark neben dem Solemar planen.

Der von der Jury favorisierte Siegerentwurf der Büros K9/Faktor grün geht aber weit darüber hinaus, nur die Freiflächen zwischen der neuen Stadtbibliothek und dem Kurhaus neu zu ordnen. Die Planer sehen darüber hinaus folgendes vor:

** Verzicht auf einen Rathausanbau. Bekanntlich muss der marode Holz- und Containeranbau hinter dem Rathaus abgerissen werden. Bislang schlägt die Stadtverwaltung einen Neubau hinter dem Rathaus vor, mit dessen Aufzug auch der Rathausaltbau rollstuhlgerecht werden könnte. Die Planer von K9/Faktor grün sehen jedoch den Park hinter dem Rathaus als zu wertvoll an, um ihn durch einen Verwaltungsbau einzuengen. Stattdessen soll der Hindenburgpark in den Park hinter dem Rathaus erweitert werden. Die Büros der Stadtverwaltung sowie der Kur- und Bäder sollen in das Haus des Gastes ziehen, das ohnehin saniert werden muss. Die Wettbewerbssieger halten es für sinnvoller, die bestehende alte Bausubstanz zu nutzen.

** Der Parkplatz Stadtmitte, im Volksmund auch Großraumparkplatz genannt, soll begrünt werden. Direkt hinter dem Rathaus soll es eine kleine Veranstaltungsfläche geben, dann bis zum Busbahnhof ein Park mit Bäumen. Der Busbahnhof wird mit einem übergreifenden Glasdach wetterfest gemacht. Die parkenden Autos sollen in einer Tiefgarage unter dem Platz verschwinden, dadurch bleibt der Blick auf die historischen Gebäude frei.

Der ausgewählte Entwurf der Architekten K9/Faktorgrün sieht einen Verzicht auf den von der Stadt bislang geplanten Anbau an das Rathaus vor, stattdessen befindet sich dort ein Park („Rathausgarten“, oben)

Der ausgewählte Entwurf der Architekten K9/Faktorgrün sieht einen Verzicht auf den von der Stadt bislang geplanten Anbau an das Rathaus vor, stattdessen befindet sich dort ein Park („Rathausgarten“, oben). Die Büros der Stadt- und Kurverwaltung sollen stattdessen ins Haus des Gastes ziehen. Auch der Parkplatz zwischen Haus des Gastes und Haus des Bürgers soll aufgelöst und die Autos in eine Tiefgarage darunter verlegt werden. Der Platz wird als Marktplatz und begrünte Festwiese ausgewiesen.

** Die 1973 eröffnete und in die Jahre gekommene Luisenpassage soll in weiterer Zukunft abgerissen werden, denn die Grünfläche von Hindenburg- und Rathauspark sollte sich nach Ansicht der Planer bis an diese Ecke an der Luisenstraße erstrecken. Die neue Luisenpassage soll dann gegenüber, am hinteren Rand des Salinenparks, entstehen. Der Salinenpark beginnt hinter dem Haus des Bürgers und endet an der Huberstraße. Dort sollen am Fußweg, zur Wohnbebauung Salinenstraße/Alleenweg hin, langgestreckte Pavillons wie an der heutigen Wandelhalle entstehen. Bauherren könnten die jetzigen Eigentümer der Luisenpassage sein. Die neue Luisenpassage könnte auch Ersatz für die Wandelhalle sein, die beim Bau des neuen Thermenhotels ersatzlos entfallen würde.

** Das Thermenhotel, über das schon seit Jahrzehnten diskutiert wird, soll an der Huberstraße zwischen Solemar und Kurhaus gebaut werden mit direkter Anbindung an das Therapiezentrum und das Kurhaus mittels zweier Gänge. Die Planer haben das Hotel drei- vierstöckig und mit einem großen Innenhof angedacht, schlagen aber vor, dass dazu noch einmal ein Gestaltungswettbewerb vorgenommen wird.

Das Thermenhotel soll zwischen Solemar und Kurhaus errichtet werden, nach den Vorstellungen des favorisierten Entwurfes als Atriumhaus mit Innenhof.

Das Thermenhotel soll zwischen Solemar und Kurhaus errichtet werden, nach den Vorstellungen des favorisierten Entwurfes als Atriumhaus mit Innenhof. Dazu müssen an der Huberstraße zwei Häuser abgerissen werden. Zum Therapiezentrum Solemar und zum Kurhaus soll es überdachte Verbindungsgänge geben.

Die Umsetzung dieser Ideen kann natürlich nicht im Hauruckverfahren erfolgen. „Das wird viele Jahre dauern, bis alles umgesetzt ist“, schätzt Bürgermeister Jonathan Berggötz, wenngleich er das Thermenhotel für extrem wichtig für den Tourismus hält. „Wir haben eine große Verantwortung“, so der Bürgermeister, denn die Umgestaltung werde Bad Dürrheim auf die nächsten Jahrzehnte prägen. „Stadtplanung ist ein Blick in die Zukunft und für ein Hotelprojekt ist ein Zehnjahreszeitraum durchaus realistisch“, sagte Bad Dürrheims Stadtbaumeisterin Petra Schmidtmann, die mit in der Jury saß.

Während der Sitzung des Preisgerichts blieben die Namen der Planungsbüros, welche die Arbeiten eingereicht haben, anonym, denn die Jurymitglieder sollten sich unvoreingenommen mit den Vorstellungen beschäftigen. „Die elf eingereichten Arbeiten waren sehr gut, die Planer haben sich mit einer großen Bandbreite mit dem Thema beschäftigt“, sagte der Vorsitzende des Preisgerichts, der Stuttgarter Architekt Professor Jörg Aldinger, dessen Gebäude und Entwürfe mehrfach ausgezeichnet wurden.

Die Jury empfahl der Stadt, die Pläne des ersten Preisträgers umzusetzen – „das ist ja auch mit Abstand der beste Entwurf“, so der Vorsitzende des Preisgerichts, Jörg Aldinger. Auch Bürgermeister Jonathan Berggötz glaubt, dass im Gemeinderat „die volle Akzeptanz“ für die Pläne des Wettbewerbssiegers vorhanden sein wird.

Architekt Gerd Grohe (Stuttgart), der im Auftrag der Stadt den Wettbewerb organisiert hat, geht davon aus, dass die Bad Dürrheimer auch den Entwurf des Büros K9/Faktor grün als Grundlage für die Gestaltung des Areals auswählen, schließlich seien ja auch Stadträte an der Entscheidungsfindung beteiligt gewesen. „Das ist ein wichtiges Signal“, so Jörg Aldinger.

Für Bürgermeister Jonathan Berggötz sind die Pläne von K9/Faktor grün „ein starker Entwurf, der alle überzeugt hat“. Der Pavillonbau im Salinenpark und die Umgestaltung des Parkplatzes Stadtmitte mit einem belebten Platz könnte zu einer weiteren Belebung der Innenstadt führen. Auch der angedachte Spielplatz mit Wasserspielanlage im Hindenburgpark habe die Jurymitglieder beeindruckt.

Die Gestaltung des Parkplatzes Stadtmitte wurde durchaus unterschiedlich gesehen. Einer der Entwürfe sieht dort beispielsweise den Bau eines dreistöckigen Gebäudes vor. Einig waren sich die Wettbewerbsteilnehmer größtenteils beim Verkehr: bis auf einen sehen sie alle eine weitestgehende Verkehrsberuhigung in der Luisenstraße vor.

Der Plan des Wettbewerbssiegers sieht eine Verkehrsachse Luisenstraße – Huberstraße vor, während die Luisenstraße zwischen Stadtbibliothek und Sure-Hotel Best Western beruhigt werden soll. „Wir brauchen dort keine 3.000 durchfahrenden Autos am Tag“, so Professor Jörg Aldinger.

Allerdings sagen die Pläne noch nichts über den Grad der Verkehrsberuhigung aus, die Freiraumplanung ist aber darauf vorbereitet, dass sowohl eine verkehrsberuhigte Zone wie auch eine Sperrung für den Kfz-Verkehr eingerichtet werden könnte. Die Stadt hatte im Februar beim Ingenieurbüro Brenner Plan (Stuttgart) ein Mobilitätskonzept in Auftrag gegeben. Die dortigen Planer werden nun die Ausarbeitungen der Wettbewerbssieger im städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerb bekommen und auf dieser Grundlage weiterarbeiten.

Die Kur- und Bäder GmbH will auch das Therapiezentrum (Kurmittelhaus) sanieren. So soll der bisherige Querbau, an den  das neue drei- bis viergeschossige Thermenhotel angedockt werden soll, abgerissen und als Neubau  errichtet werden.

Ein relevantes Bauwerk soll auch das Sure-Hotel werden, hier sehen die Pläne der B.E.S.T.-Holding vor, dass das Dachgeschoss abgebaut und neu errichtet wird.

Wie geht es jetzt weiter? Im Oktober werden die ersten drei Preisträger eingeladen, um sich und ihr Team vorzustellen, dann wird mit ihnen verhandelt, bis von jedem Büro ein Honorar-Angebot vorliegt. Die Angebote werden dann dem Gemeinderat im November oder Dezember unterbreitet.

Wettbewerbs-Organisator Architekt Gerd Grohe sprach von einem Masterplan für Bad Dürrheims Zukunft. Er empfahl, die Vorstellungen für die Umgestaltung in einem Bebauungsplan festzuhalten.

Übrigens: Der Wettbewerbssieger, das Planungsbüro Faktor grün, hieß früher Krupp & Losert und das waren die Wettbewerbssieger und späteren Planer der Landesgartenschau Bad Dürrheim 1994. In den Folgejahren bekamen Landschaftsarchitekten des Büros immer wieder Aufträge der Stadt Bad Dürrheim, zuletzt für die Offenlegung der Stillen Musel beim Irma-Bauprojekt.

An den Plänen des Büros K9/Faktor grün gefiel der Jury besonders das „gelungene Zusammenspiel“ von Landschaftsarchitektur und städtebaulichen Akzenten. Die Jury würdigte insbesondere den „behutsamen Umgang mit dem wertvollen Baumbestand“ und die Herausarbeitung lokaler Qualitäten.

So sieht die Jury die heutige Luisenpassage als Engstelle im Übergang von Hindenburg- zu Salinenpark und war von deren empfohlenen Abriss und dem Ersatzbau, einem Kolonnadenbau an der südlichen Grenze des Salinenparks begeistert. Damit werde ein großzügiger Übergang von einem Park in den anderen geschaffen.

Der geplante neue bogenförmige Weg vom Kolonnadenbau zum Kurhaus mache den Salinenpark zur neuen Mitte des Kurbereichs. Das neue Thermenhotel sei „ städtebaulich gut gesetzt“, urteilte die Jury, und respektiere in seiner Lage und Geschossigkeit das historische Kurhaus.

Am 30. September will Bürgermeister Jonathan Berggötz den Gemeinderat in Kürze über das Ergebnis des Wettbewerbs unterrichten. Die eingereichten Arbeiten und die Pläne der Wettbewerbssieger werden bis 4. Oktober im Hotel Solegarten der Öffentlichkeit vorgestellt. Zu sehen sind sie montags bis donnerstags von 8.30 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, freitags von 8.30 bis 12 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos.

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Redakteur / Urheber
Stadtverwaltung Bad Dürrheim