Die kommunale Wärmeplanung ist fertig und wurde im Gemeinderat vorgestellt
Die Stadt Bad Dürrheim hat nun im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung untersuchen lassen, welche Bereiche des Stadtgebietes sich für eine zentrale Versorgung mit Nahwärme oder für eine individuelle dezentrale Wärmeversorgung eignen. Der Gemeinderat billigte am Donnerstag, 13. Juni, einstimmig, den Entwurf des kommunalen Wärmeplanes, den im Auftrag der Stadt das Freiburger Ingenieurbüro greenventory erarbeitet hat.
Bürgerinnen und Bürger können in diesem Planwerk, das drei Wochen lang öffentlich ausgelegt wird, sehen, wo eventuell Nahwärmenetze entstehen könnten. Dabei ist wichtig, dass für Bürgerinnen und Bürger mit Beschluss der Wärmeplanung keinerlei Verpflichtungen entstehen. Um ein Wärmenetzeignungsgebiet im Sinne des Gebäudeenergiegesetz (GEG) auszuweisen, braucht es die konkrete Untersuchung und Planung eines Projektentwicklers und bedarf eines separaten Gemeinderatsbeschlusses.
Gut zu wissen: Der Gemeinderat hat die naturenergie AG im Juni 2023 beauftragt, Untersuchungen für den Bau eines Wärmenetz im Norden der Kernstadt durchzuführen. Der zuständige Projektverantwortliche von naturenergie wird in der Gemeinderatssitzung am 18. Juli über den aktuellen Stand der Untersuchungen berichten.
Der Gesetzgeber hat derzeit lediglich die Großen Kreisstädte verpflichtet, eine kommunale Wärmeplanung vorzulegen. Weil die Stadt aber einen Zuschuss von 90 Prozent erhält, hat sie bereits 2021 im Konvoi mit Donaueschingen und Bräunlingen das Umweltbüro beauftragt, gemeinsam mit einem externen Büro eine solche Planung für Bad Dürrheim vorzulegen.
Dabei handelt es sich um eine Bestandsaufnahme: Die Planer ermittelten, in welchen Gebäuden, Unternehmen und Einrichtungen viel Energie verbraucht wird, das sind beispielsweise die Kliniken, Schulen, die Industrieunternehmen, aber auch das Solemar, Minara, das Kurstift oder die großen mehrgeschossigen Bauten im so genannten Wasserstein (Breslauer-, Königsberger- und Seestraße). Die Daten bekamen sie unter anderem von den Erdgas- und Stromnetzbetreibern sowie von den Schornsteinfegern.
Auffallend ist beispielsweise, dass 16 Prozent der Heizungen in Bad Dürrheim schon älter als 30 Jahre sind, also jederzeit ausfallen könnten. Weitere 29 Prozent der Heizungen sind schon älter als 20 Jahre. Und mit 54 Prozent ist Erdgas der am meisten verbreitete Energieträger bei der Wärmeproduktion in den Haushalten und Einrichtungen der Stadt, gefolgt von Heizöl und Biomasse (jeweils 22 Prozent).
Für den Ausbau von Fernwärme wurden von den Planern so genannte Eignungsgebiete identifiziert, die grundsätzlich für Wärmenetze geeignet erscheinen. Im Herzen der Kernstadt gibt es schon ein Nahwärmenetz, das von der Kur- und Bäder GmbH betrieben wird.
Bürgermeister Jonathan Berggötz betonte: „Uns ist es wichtig, eine Richtung vorzugeben, damit die Bürgerinnen und Bürger wissen, wo es Sinn macht, zu investieren“. Denn alle Gebiete, die sich im Moment nicht für eine Nahwärmeversorgung eignen, sind ebenfalls klar markiert. Hier wissen Hauseigentümer, dass sie sich um eine individuelle Wärmeversorgung für ihr Haus kümmern müssen. Prinzipiell gilt: je ländlicher und je mehr von Einfamilienhäusern geprägt die Umgebung ist, desto schwieriger wird ein Anschluss an ein Wärmenetz.
Die städtische Klimaschutzmanagerin Alisia Meisch rief in diesem Zusammenhang die Hausbesitzer in der Kernstadt und Unterbaldingen auf, das Angebot einer kostenlosen Beratung durch die Klimaschutz- und Energieagentur Schwarzwald-Baar-Heuberg wahrzunehmen. Die Stadt übernimmt bei dieser individuellen Beratung durch neutrale Experten den sonst üblichen Eigenanteil. „Hauseigentümer, deren Gebiet sich laut der kommunalen Wärmeplanung nicht für ein Wärmenetz eignet, können sich hier direkt kostenlos beraten lassen, welche individuelle Wärmelösung für ihr Haus die beste Variante ist“, so Alisia Meisch. Die Energieberaterinnen und -berater kennen auch aktuelle Fördermöglichkeiten und können Sie bestens dazu beraten. Wenn Sie Interesse an einer Energieberatung haben, schreiben Sie eine Email an klima(at)bad-duerheim.de oder telefonisch unter 07461 9081810.
Die Versorgung mit Wärme aus erneuerbaren Energien ist ein bedeutender Beitrag zur Reduzierung der CO₂-Emissionen und ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt.
Was ist die kommunale Wärmeplanung?
Ein kommunaler Wärmeplan bildet die Grundlage, um eine klimaneutrale Wärmeversorgung zu erreichen. Mit Hilfe dieses Fahrplans sollen die Kommunen, die richtigen Entscheidungen treffen. Genauso soll er auch alle anderen lokalen Akteure bei individuellen Investitionsentscheidungen unterstützen.
Die Wärmewende erfordert zunächst eine drastische Reduzierung des Wärmebedarfs unserer Gebäude. Doch es ist offensichtlich, dass auch künftig noch erhebliche Mengen Energie für Raumwärme, Warmwasser und Prozesswärme eingesetzt werden müssen. Diese müssen wir nach und nach möglichst vollständig aus unterschiedlichen Quellen erneuerbarer Energien und Abwärme decken, um den Gebäudebestand klimaneutral zu machen.
Da Wärme nicht so leicht transportierbar ist wie Strom, muss dieser Transformationsprozess unter Berücksichtigung der Gegebenheiten vor Ort gestaltet werden. Dabei kommt den Kommunen eine zentrale Rolle zu, die sie mit dem Prozess der Wärmeplanung erfüllen.
Jede Kommune entwickelt im kommunalen Wärmeplan ihren Weg zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung, der die jeweilige Situation vor Ort bestmöglich berücksichtigt. Ein solcher Plan ist immer in Prozesse eingebettet: Er dient als strategische Grundlage, um konkrete Entwicklungswege zu finden und die Kommune in puncto Wärmeversorgung zukunftsfähig zu machen. Dabei wird er auch zu einem wichtigen Werkzeug für eine nachhaltige Stadtentwicklung.
Hier finden Sie die Bekanntmachung Kommunale Wärmeplanung - Auslegung des Berichts.
Die Naturenergie AG untersucht im Auftrag des Gemeinderates, ob die mehrstöckigen Wohnanlagen im Wohngebiet Wasserstein Teil eines Nahwärmenetzes werden könnten.