In Bad Dürrheim wird immer mehr Strom aus Sonnenkraft in die Netze eingespeist
Erfreulicherweise wird auch immer mehr Elektrizität aus erneuerbaren Quellen in das öffentliche Netz eingespeist. Das erfuhren die Mitglieder des Gemeinderates von den Vertretern der beiden Netzbetreiber ED Netze (Kernstadt) und Netze BW (Stadtteile).
Wie Thomas Sauter von ED Netze berichtete, verbrauchten die Haushalte und das Gewerbe im Jahr 2022 in der Kernstadt 35.496 Megawattstunden Strom, im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es 37.861 Megawattstunden. Gleichzeitig wurden im Jahr 2022 nach Angaben des Netzbetreibers 4.524 Megawattstunden elektrische Energie aus Photovoltaikanlagen und Kraft-Wärme-Kopplung eingespeist.
Auch auf dem Dach des Erweiterungsbaus der Realschule erzeugt seit der Inbetriebnahme im Jahr 2012 eine Photovoltaikanlage Strom.
Das bedeutet, dass in der Kernstadt rechnerisch acht Prozent des Stromes, der von den Verbrauchern aus dem Leitungsnetz bezogen wurde, selbst in Bad Dürrheim erzeugt wurde. Nicht einberechnet ist der Eigenverbrauch, also der Strom, den Bürger oder Betriebe selbst durch Photovoltaikanlagen oder Blockheizkraftwerke (BHKWs) erzeugt und dann gleich selbst verbraucht haben.
Würde man den Eigenverbrauch noch dazu rechnen, wäre die Bilanz noch besser. Aufgrund des hohen Strompreises ist es bei neueren Photovoltaikanlagen wirtschaftlicher, den erzeugten Strom selbst zu verbrauchen. Dies führt dann auch dazu, dass über die Stromnetze weniger Energie nach Bad Dürrheim geführt werden muss.
Der in der Kernstadt produzierte und eingespeiste Strom stammt zu 63 Prozent aus Photovoltaikanlagen, wie sich beispielswiese auf Dächern der Realschule oder des Kurhauses befinden und zu 37 Prozent von 32 BHKWs. Aus Biomasse wurde in der Kernstadt kein Strom erzeugt. Nach Angaben des Netzbetreibers sind in der Kernstadt 232 Photovoltaikanlagen registriert, die ihren Strom ins Netz einspeisen, im Jahr 2018 waren es noch 155 Anlagen.
Für die Netze BW berichtete Jens Schwarz, dass in den Bad Dürrheimer Stadtteilen im Jahr 2022 insgesamt 11.618 Megawattstunden Strom verbraucht wurden. Von Jahr zu Jahr wird in den sechs Bad Dürrheimer Stadtteilen aber immer mehr regenerative Energie erzeugt. Weil gerade an der Autobahn bei Sunthausen große Photovoltaik-Freiflächenanlagen in Betrieb sind, wird in den Stadtteilen der größte Teil des verbrauchten Stroms auch selbst erzeugt, nämlich 91 Prozent. Rechnerisch sind die Stadtteile deshalb zumindest beim Strom energieautark.
In den Stadtteilen wurden im Jahr 2022 nicht weniger als 10.622 Megawattstunden Strom erzeugt, im Jahr davor waren es 9.464 Megawattstunden. Der Strom kam größtenteils aus Photovoltaikanlagen und zu einem Zehntel aus Biomasse (Biogas) landwirtschaftlicher Anlagen.
Wirft man die Zahlen der Stadtteile und der Kernstadt zusammen, so erzeugen die hiesigen Photovoltaikanlagen, BHKWs und Biogasanlagen von dem aus dem Netz bezogenen Stromverbrauch von insgesamt 47.114 Megawattstunden genau 13.476 Megawattstunden selbst, das sind 29 Prozent. Das sei im Vergleich mit anderen Kommunen eine normale Quote, bestätigten die Vertreter der Netzbetreiber.
Bürgermeister Jonathan Berggötz freute sich über die Entwicklung: „Wir merken – es geht voran“. Bad Dürrheim wolle aber in der Erzeugung erneuerbarer Energien noch weiter vorankommen.
Stadträtin Karen Roeckl (LBU) erinnerte daran, dass Bad Dürrheim bis zum Jahr 2030 die Klimaneutralität anstrebt, da müsse noch viel getan werden. Wolfgang Kaiser (LBU) verwies auf große Dächer von Gewerbebetrieben, auf denen keine PV-Anlagen installiert sind, während andere Betriebe wiederum vorbildlich seien. „Das Umweltbüro hat vor Jahren alle Firmen angeschrieben, die Resonanz war gleich null“, so Kaiser. Gottfried Schacherer (Freie Wähler) berichtete, dass mehrere Landwirte ihre Flächen zur Verfügung stellen wollen und Stadtrat und Ortsvorsteher Albert Scherer (CDU) verwies darauf, dass in Sunthausen bereits Genehmigungen für weitere Photovoltaikflächen erteilt wurden.