Stadtnachrichten

Rathausumbau: Gemeinderat will Sanierung des Haus des Gastes als weitere Alternative prüfen


Im Wettbewerb sollen verschiedene Möglichkeiten für die finale Belegung der Räume erarbeitet und vorgestellt werden.

Im Wettbewerb sollen verschiedene Möglichkeiten für die finale Belegung der Räume erarbeitet und vorgestellt werden. Durch einen Aufzug im Neubau sollen dann auch die oberen Räume im Rathaus I barrierefrei erreichbar sein.

Das aktuelle Raumprogramm, das im Wettbewerb konkret ausgeplant werden soll, sieht vor, dass die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung und der Kur- und Bäder GmbH sich auf den neuen Anbau, das Rathaus I und Rathaus II verteilen und die Büroräume im Haus des Gastes nicht mehr benötigen. Das Haus des Gastes mitsamt dem Weinbrennersaal würde dann leer stehen und könnte beispielsweise über Private genutzt werden, soll aber in öffentlicher Hand bleiben.

Das Gremium beschloss einstimmig, einen Zuschuss aus dem Ausgleichsstock beim Regierungspräsidium Freiburg zu beantragen. Darauf hat die Stadt keinen Anspruch, realistisch gesehen kann dieser aber bei einer Bewilligung zwischen 750.000 und über einer Million Euro betragen.

Innerhalb des Gemeinderates gab es Bedenken gegenüber einer anderen Nutzung des Haus des Gastes. Alle fünf Fraktionen beantragten deshalb, parallel zum Ersatzbau des Rathausanbaus auch eine Sanierung des Haus des Gastes zu prüfen mit dem Ziel, dort die benötigten Büroräume und den Kundenbereich Bürgerdienste (Einwohnermeldewesen und andere Servicedienstleistungen) unterzubringen.

Die Stadtverwaltung soll dies auf der Basis der Pläne des Bad Dürrheimer Architekten Dieter Merz aus dem Jahr 2016 tun. Der Gemeinderat beauftragte die Stadtverwaltung auch, den Kauf des Haus des Gastes zu prüfen. Das Gebäude gehört der städtischen Tochtergesellschaft Kur- und Bäder GmbH.

Ausdrücklich wünscht der Gemeinderat eine Offenheit gegenüber beiden Varianten. Ausgelöst hatte die Debatte im Juli 2022 der Vortrag von Architekt Franz Eisele, der nach der Begutachtung des einstöckigen Anbaus hinter dem Rathaus zum Schluss gekommen war, dass dieser so desolat ist, dass eine Sanierung nicht mehr möglich ist.

Im November 2022 beauftragte der Gemeinderat dann die Stuttgarter Anwaltskanzlei Menold Bezler mit der juristischen Begleitung der Ausschreibung und Vergabe für einen Ersatzbau und das Planungsbüro Drees & Sommer mit einem Raumprogramm.

Dieses im Gemeinderat vorgestellte Raumprogramm geht davon aus, dass die Zahl der Mitarbeitenden von heute 116 (davon 37 von der Kur- und Bäder GmbH) in fünf bis zehn Jahren auf über 130 steigt. Da aber bei der Stadt die Hälfte der Mitarbeiter in Teilzeit arbeitet, floss in die Überlegungen mit ein, dass nicht für jeden ein eigener Schreibtisch zur Verfügung gestellt werden muss.

Vielmehr soll mit dem Neubau und der Sanierung der beiden Rathausgebäude für jeden Mitarbeiter nur 0,78 Arbeitsplätze vorhanden sein, weshalb im Büro der Zukunft Desk-Sharing an der Tagesordnung sein soll. Jeder Mitarbeitende hat einen Laptop, den er aus seinem abschließbaren Fach holt und an einem freien Arbeitsplatz mit Monitoren einstöpselt.

Die Planer aus dem Büro Drees & Sommer haben darauf geachtet, dass sowohl Basisarbeitsplätze in Dreier- oder Vierergruppen vorhanden sind als auch Stillarbeitsplätze, an die man sich zurückziehen kann, um ungestört arbeiten zu können. Auch „Refresh-Zonen“ zum Austausch beim Kaffee und Beratungszonen soll es geben.

Durch das „Co-Working“, also die geteilten Arbeitsplätze, soll die Flächeneffizienz gesteigert werden, weil 18 Arbeitsplätze entfallen. Bürgermeister Jonathan Berggötz wies in der Diskussion darauf hin, dass die Kosten weitaus höher wären, würde man für jeden Mitarbeiter wieder einen ganzen Arbeitsplatz schaffen.

Der scheidende Fachbereichsleiter Alexander Stengelin räumte ein, dass die Mehrheit der Beschäftigten sich für einen eigenen Arbeitsplatz ausgesprochen hat, sagte aber klipp und klar: „Wir können es uns nicht leisten, dass jeder einen Arbeitsplatz hat“.

Planung und Ausschreibung für den Anbau sollen Anfang 2024 erfolgen, im Oktober könnte dann der Zuschlag erteilt werden und für Mai 2025 wäre dann die Baugenehmigung zu erwarten, sodass Mitte bis Ende 2026 die neuen Räume bezugsfertig wären. Ein Übergangsbau in Containerbauweise wird mit 500.000 Euro einkalkuliert.

Der einstöckige Anbau hinter dem Rathaus I ist so desolat, dass er nicht mehr sanierungsfähig ist. Er soll nach den bisherigen Plänen abgerissen und ein Ersatzbau entstehen.

Der einstöckige Anbau hinter dem Rathaus I ist so desolat, dass er nicht mehr sanierungsfähig ist. Er soll nach den bisherigen Plänen abgerissen und ein Ersatzbau entstehen.

Im Ausschreibungswettbewerb sollen verschiedene Ideen erarbeitet und vorgestellt werden, wie das finale Raumprogramm aussehen. Nach dem aktuellen Raumprogramm wären im Untergeschoss auch Duschen vorgesehen. Auch ein 185 Quadratmeter großer Sitzungssaal für den Gemeinderat und interne Veranstaltungen würde neu entstehen. Durch den Ersatzbau würden 554 Quadratmeter neue nutzbare Flächen geschaffen. Durch Umbau und Sanierung soll auch weiterer Platz für das Archiv entstehen, das randvoll ist.

Der Neubau, der im KfW-40-Energiesparstandard erstellt werden soll, kostet 8,9 Millionen Euro (brutto), die Sanierung von Rathaus I und II jeweils eine Million Euro. Neubau und Sanierung der Rathäuser plus Containerersatzbau würden also insgesamt 11,4 Millionen Euro kosten, nach Abzug der Zuschüsse blieben dann noch 7,735 Millionen Euro Kosten für die Stadt übrig.

Im Gegensatz dazu würden bei der Sanierung und dem Umbau des Haus des Gastes zu Büroräumen Kosten von schätzungsweise 15 Millionen (abzüglich Fördermitteln in Höhe von 7,6 Millionen Euro) entstehen. In dieser Rechnung ist aber der Kaufpreis für das Haus des Gastes nicht enthalten.

Ein riesiger Vorteil des Ersatzbaus wäre die Barrierefreiheit. Vom neuen Rathausanbau, der dann mit einem Fahrstuhl ausgestattet ist, könnten Besucher mit Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen bis in den Altbau gelangen. Im Moment sind beispielsweise der Bürgermeister, der Fachbereich Bauwesen, das Standesamt sowie die Friedhofsverwaltung nur über Treppen zu erreichen.

Bürgermeister Jonathan Berggötz nannte die Planung „ein modernes Konzept für neue Arbeitswelten“. Es sei wichtig, gute Arbeitsmöglichkeiten anzubieten, um weiterhin motivierte Mitarbeiter zu haben. Zudem sei der beinahe 48 Jahre alte Anbau eine Energieschleuder, die Fenster seien im oberen Teil nur einfach verglast, es ziehe durch Ritzen und im Winter stünden die Thermostate der Heizkörper auf fünf, um die Räume ausreichend zu erwärmen.

Der Geschäftsführer der Kur- und Bäder GmbH Markus Spettel erinnerte daran, dass die an den Anbau angedockten Container ursprünglich nur vorübergehend drei Jahre stehen bleiben sollten, inzwischen sind es mehr als 30. Er erläuterte, die Kur- und Bäder GmbH benötige 33 Arbeitsplätze für 43 Mitarbeiter.

In der Diskussion begrüßten die Stadträte das Raumprogramm und die Verbesserungen für die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung. So sei bei den momentanen Verhältnissen im Bürgerservice Vertraulichkeit nicht gegeben und auch die Wartezone sei unzureichend.

Weil er nicht glaubt, dass sich ein Investor für das Haus des Gastes findet, der es saniert, beantragte Wolfgang Kaiser (LBU), es als Alternative für einen Rathausanbau zu prüfen. Mehr noch, er sprach sich gegen einen Verkauf des Haus des Gastes aus, dieses prägende Gebäude müsse in der Hand der Stadt oder ihrer Tochtergesellschaft bleiben. Die Vertreter von CDU, Freien Wählern, FDP und SPD unterstützen den Antrag auf Prüfung eines Umbaus des Haus des Gastes in ein Verwaltungsgebäude.

Heinrich Glunz (CDU) erinnerte daran, dass die Raumproblematik seit zehn Jahren bekannt ist und meinte: „Wir haben eine Fürsorgepflicht für die Mitarbeiter der Stadt“. Glunz äußerte die Sorge, dass das Haus des Gastes zu einer „Brache im Zentrum der Stadt“ wird, wenn die Kur- und Bäder GmbH es nicht mehr benötigt, weshalb auch seine Fraktion einen Umbau in ein Verwaltungsgebäude prüfen lassen will. Und Dr. Klaus Götz (Freie Wähler) fehlte ebenfalls eine Vorstellung, welcher Investor das Gebäude kaufen könnte.

Dagegen meinte Kurgeschäftsführer Markus Spettel, das Haus des Gastes sei zu schade, um in ein Verwaltungsgebäude umgebaut zu werden – „ich sehe da mehr Potential“, meinte er und sprach Gastronomie, Einzelhandel, Event-Räume oder ein Ärztezentrum an, damit das Gebäude auch Besucher in die Innenstadt bringe.

Bürgermeister Jonathan Berggötz zufolge würde bei der Lösung Rathausersatzbau das Haus des Gastes erst 2027/28 frei und in der Zwischenzeit sei es durchaus möglich, dass ein guter Investor oder Betreiber gefunden wird. Vor wenigen Jahren hatte ein Interessent die Idee, das Gebäude in eine Marktscheune zu verwandeln, die Pläne platzten aber. Es gebe jedoch einige Überlegungen.

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Redakteur / Urheber
Stadtverwaltung Bad Dürrheim