Winterdienst beim städtischen Bauhof: Augenmaß, starke Nerven und ein dickes Fell
Obwohl Schnee und Eis im Winter eine gewaltige technische, organisatorische und personelle Herausforderung bedeuten, dreht sich in der kalten Jahreszeit nicht alles um die Auswirkungen des Wetters. Sind die Straßen, Gehwege und Plätze am Morgen schnee- und eisfrei , widmen sich die Männer anderen Arbeiten.
So werden jetzt die letzten Laubreste zusammengetragen und entsorgt und wie üblich in der kalten Jahreszeit, werden demnächst wieder städtische Bäume entfernt, die so schadhaft sind, dass sie nicht mehr pflegerisch gerettet werden können. Dabei kümmern sich die Bauhofmitarbeiter nicht nur um Bäume auf städtischen Grundstücken, sondern auch Bäume, die von der Stadt auf privatem Grund gepflanzt wurden.
Während auf den Bundes-, Landes- und Kreisstraßen die Straßenmeistereien des Landratsamtes (Hüfingen und Villingen) für die Verkehrssicherheit sorgen, ist für die Gemeindestraßen der städtische Bauhof zuständig. Zu den Gemeindestraßen gehören alle innerörtlichen Straße in der Kernstadt sowie die innerörtlichen Straßen in den sechs Ortseilen mit Ausnahme der Ortsdurchfahrten, welche wiederum Kreisstraßen sind. Aber auch die Gemeindeverbindungsstraßen zwischen Kernstadt und Hochemmingen (verlängerte Karlstraße), zwischen Hochemmingen und Mühlhausen, Hochemmingen und Sunthausen, Hirschhalde und Sunthausen, Biesingen und Sunthausen, Biesingen und Öfingen sowie zwischen Unterbaldingen und Pfohren liegen in der Zuständigkeit des städtischen Bauhofs, was Straßenunterhaltung wie auch Winterdienst betrifft.
Zwischen 21 Uhr abends und 3 Uhr morgens gibt es auf den Gemeindestraßen keinen Winterdienst. Im Winter wird um 3 Uhr der erste Kundschafter vom städtischen Bauhof losgeschickt. Fällt zu diesem Zeitpunkt Schnee oder liegt Schnee auf den Fahrbahnen, ruft der Streckenkontrolleur gleich die Kollegen mit den Räumfahrzeugen an und schickt sie auf die Straße. Das gleiche gilt bei offensichtlichem Glatteis.
Ist es lediglich kalt, fährt der Streckenkontrolleur die Kernstadt ab und alle Ortsteile – immerhin 54 Kilometer. An seinem VW-Kleintransporter hat er Sensoren, welche die Lufttemperatur und die Oberflächentemperatur der Straßen messen und protokollieren sowie Eiskristalle erkennen. An einigen kritischen Stellen kann der Streckenkontrolleur gleich mit einem Streuaufsatz an seinem Fahrzeug Salz streuen, etwa bei der Abzweigung Luisenstraße an der Kreisstraße K5705 unterhalb der Hirschhalde.
Die Bewohner können den Männern in den großen Schneeräumfahrzeugen das Leben leichter machen, wenn sie möglichst ihre Pkw in den eigenen Hof oder die Garage stellen, dann geht das Räumen zügiger, denn allein das Fahren durch die winterlichen Straßen verlangt höchste Konzentration. „Besonders die Wendeplatten sollten freigehalten werden. Das ist ein Riesenproblem für uns. Die Räumfahrzeuge kommen nicht durch, wenn Pkw auf Wendeplatten oder in Stichstraßen parken“, macht Bauhofleiter Michael Liedtke aufmerksam. Als Mitarbeiter des städtischen Bauhofs ist eine robuste Natur unerlässlich, denn gerade im Winter wenn der Räumdienst unterwegs ist, gibt es oft Beschwerden über Schneeruder in den Auffahrten oder noch nicht freigeräumte Straßen.
Bei Schnee auf Straßen und Plätzen machen Fußgruppen des Bauhofs auch die Fußgängerüberwege und Fußgängerfurte von Schnee und Eis frei und die Fahrer der Schmalspurfahrzeuge räumen die Plätze und Wege in den Parks. Für diese Zwecke hält der Bauhof auch in den Ortsteilen Kleintraktoren vor, die von eigenen Mitarbeitern besetzt werden – außer in Biesingen, der kleinste Ortsteil wird von Sunthausen aus betreut.
Bauhofleiter Michael Liedtke zeigt den an einem Kleintransporter angebrachten Sensor, der die Temperatur der Straßenoberfläche misst und Eiskristalle erkennt. Auf diesem Fahrzeug wird Bauhofmitarbeiter Suntharalingam Kamalarajah eingearbeitet, der dann als Streckenkontrolleur im Winter nachts um 3 Uhr auf eine 54 Kilometer lange Tour starten kann, um zu überprüfen, wie der Straßenzustand ist.
Für den Winterdienst auf den Gemeindestraßen werden zusätzlich Fahrzeuge und Fahrer vom Maschinenring Schwarzwald-Baar e. V. gebucht, einer Serviceeinrichtung der Landwirte im Kreis. So übernimmt diese Organisation den Winterdienst in Öfingen, Sunthausen und Biesingen. Ein Forstwirtschaftsunternehmen aus Trossingen wurde mit dem Winterdienst in Hochemmingen beauftragt und die Deißlinger Firma Hengstler hat einen Auftrag für einige Straßenzüge in der Kernstadt Bad Dürrheim.
Während Splitt auf Parkplätzen und nicht asphaltierten Wegen und Straße eingesetzt wird – etwa rund um den Salinensee, beim Minara oder bei den Stadtkäfern, werden Straßen im Bedarfsfall mit Feuchtsalz bestreut, um Glätte zu verhindern. Die Devise heißt: nur soviel Salz wie nötig verwenden. „Mit fünf Gramm pro Quadratmeter kann man schon viel erreichen“, so Michael Liedtke, bei widrigen Verhältnissen wie Blitzeis können es aber auch bis zu 25 Gramm sein. Rund 300 Tonnen Salz verbrauchen die Räum- und Streufahrzeuge durchschnittlich jeden Winters. Die Stadt hat deshalb mit Lieferanten Lagerserviceverträge über 300 Tonnen abgeschlossen. Die Vorräte liegen dann nur zum Teil in den Salzlagerhallen des Bauhofs, die Lieferanten verpflichten sich, innerhalb von drei Tagen die benötigten weiteren Mengen anzuliefern.
Im Sommer, wenn viele Grünpflegearbeiten anfallen, aber auch Mitarbeiter Urlaubswünsche haben, werden regelmäßig Aushilfskräfte eingestellt. Letzten Sommer waren es vier Männer, davon drei Flüchtlinge – zwei von ihnen waren schon mehrfach im Bauhof tätig. „Wir haben mit den Flüchtlingen gute Erfahrungen gemacht“, stellt Bauhofleiter Michael Liedtke fest.
Die Schmalspurfahrzeuge des Baufhofs befreien Plätze und Wege in den Parks von Schnee. Im Sommer können sie als Mähfahrzeuge eingesetzt werden.
Die Aufgaben des Bauhofs sind vielfältig. Das fängt vom Aufstellen und dem Abbau der Hütten für den Christkindlemarkt an und der Verkehrsbeschilderung und geht über Baum- und Grünpflege bis hin zu Zimmerarbeiten und Spielplatzbetreuung. Selbst mit Tieren haben es die Bauhofmitarbeiter zu tun: der Biber, der inzwischen an fast allen Ecken der Stadt aktiv ist und Bäume anknabbert. „In Absprache mit den Biberbeauftragten der Naturschutzbehörde öffnen wir, wenn durch vom Biber gefällte Bäume Bachläufe zu stark angestaut werden, die Sperren“, erklärt Michael Liedtke, der auf städtischen Grünflächen auf den Einsatz von Gift (Herbizide) verzichtet.
In der kalten Jahreszeit werden auch wieder Feldgehölze gepflegt und geschnitten. Müssen sie nicht ausrücken, haben die Männer auch Zeit, die Fahrzeuge zu pflegen – nicht nur bei den Räumschilden der Winterdienstfahrzeuge entstehen immer wieder Abnutzungsschäden, sondern auch an den Fahrzeugen, die das ganze Jahr im Einsatz sind oder den Mähfahrzeugen. Viele der Fahrzeuge sind Vielzweckfahrzeuge wie etwa das Schmalspurfahrzeug, das nächstes Jahr angeschafft werden soll und ein altes Fahrzeug ersetzt. Es kann sowohl für den Winterdienst als auch für Mäharbeiten eingesetzt werden.
Jetzt, im Winter, ist auch die Zeit für die Reinigung der Einlaufschächte. Jeder Schachtdeckel wird angehoben, damit das Laub und der Straßenschmutz, der hinein gefallen ist, herausgeholt und später (als Sondermüll) entsorgt werden kann. Für diese Arbeit, die größtenteils abgeschlossen ist, wird die große Kehrmaschine benutzt.
Die Zimmerleute und Schreiner haben derweil in der Werkstatt die Spielgeräte von den Kinderspielplätzen in Bearbeitung. Einmal jährlich werden die Spielplätze vom TÜV begutachtet, da muss alles in Ordnung sein. „In diesem Jahr haben wir beispielsweise an allen Schaukeln die Ketten ausgetauscht“, berichtete Michael Liedtke. Neue Spielgeräte werden aufgebaut und an einigen Plätzen und Straßen der Stadt müssen noch neue Abfalleimer aufgestellt werden.
Ab Mai, wenn die Vegetation wieder aufblüht, beginnen dann wieder die Mäheinsätze auf den städtischen Grünflächen. Allerdings lassen die Bauhofmitarbeiter heute mehr Blühwiesen und Blühwiesenstreifen stehen. Aber auch diese müssen gemäht werden, jedoch später. „Wir wollen noch weitere Verkehrsinseln ökologisch gestalten“, kündigte Michael Liedtke an.
Die im Jahr 2022 frisch angelegten Staudenpflanzungen in der Kernstadt werden noch von der Firma Stauden Müller (Tuningen) gepflegt, die sie angelegt hat. Sie haben den bisherigen Wechselflor abgelöst und versprechen eine ganzjährige, attraktive und zugleich pflegeleichte Begrünung. Hier waren teilwiese Nachpflanzungen notwendig, etwa weil Passanten an Fastnacht oder bei anderen Veranstaltungen in den Beeten standen.
Auch bei Renovierungen in Verwaltungsgebäuden legen die Handwerker des Bauhofs Hand an. Demnächst sind sie als Umzugshelfer eingespannt, wenn im Dezember und Januar die Stadtbücherei von der Schulstraße in den Neubau am Hindenburgpark umzieht.
Manchmal muss es auch schnell gehen, etwa kürzlich, als die Bodenplatte an der Baustelle für den Neubau der Kindertagesstätte Stadtkäfer II von Schnee und Eis befreit werden musste, weil die Vorbereitungen für das Aufrichten der Wände begannen.
Kürzlich hat der Gemeinderat ein klimapolitisches Aufgabenpapier verabschiedet, in dem steht, dass der Bauhof bei Neuanschaffungen elektrische Geräte bevorzugen soll, wenn dies sinnvoll ist. „Wir stehen offen gegenüber, wir haben verschiedene Maschinen mit Elektrobetrieb, etwa Motorsägen“, so Michael Liedtke. Bei den Nutzfahrzeuge sei dies schwierig: „Ein Winterdienstfahrzeug muss auch mal zehn bis zwölf Stunden am Tag eingesetzt werden“. Kleintransporter müssten manchmal größere Anhänger ziehen.
Wenn die Winterdienstfahrzeuge kommen, sollten Pkws möglichst nicht an Straßenrändern geparkt werden, das erleichtert das Schneeräumen. Besonders Stichstraßen sind sonst nur unter erschwerten Bedingungen zu befahren.