Stadtnachrichten

Großer Bahnhof zu Ehren von Bahnrad-Europameister Domenic Weinstein


  Mit einem Empfang ehrte die Stadt Bad Dürrheim gestern Abend den 24 Jahre alten Radrennfahrer Domenic Weinstein. Der junge Unterbaldinger trug sich in das goldene Buch der Stadt ein.
Bei der neunten UEC-Bahn-Europameisterschaften der Elite Anfang August im Sir-Chris-Hoy-Velodrome in der Emirates-Arena im schottischen Glasgow wurde Domenic Weinstein Europameister in der Einerverfolgung. Freunde, Eltern und Bürger, die zum Empfang ins Haus des Gastes gekommen waren, erlebten gestern noch einmal die dramatischen Sekunden der Europameisterschaft und brachen dann in Jubel aus, als Domenic Weinstein auf dem an die Leinwand geworfenen Video die Hände hoch riss und über die 4000-Meter-Ziellinie fuhr.
Der Rad-Profi, der 2016 schon Vize-Weltmeister und im Vorjahr EM-Dritter wurde, siegte bei den European Championships in 4:13,363 Minuten in einem hochklassigen Finale gegen den Portugiesen Ivo Oliveira. Im Vorlauf hatte Weinstein in 4:13,073 Minuten seinen deutschen Rekord verbessert und war zur Bestzeit gefahren.
Dass er sich das EM-Gold redlich verdient hat, machen Bürgermeister Walter Klumpp, Ortsvorsteher Jürgen Schwarz, aber auch sein langjähriger Trainer und Mentor Bruno Wischnewski vom Radsportclub Donaueschingen, für den er anfangs Rennen fuhr.
Der junge Sportler war in Begleitung seiner Freundin Katharina Wiehl aus VS-Mühlhausen und seiner Eltern Doris und Heinrich erschienen. Aber auch der Fanclub aus Unterbaldingen und Umgebung, der ihn zu den Olympischen Spielen nach Brasilien begleitet hatte, hatte sich eingefunden, etliche Bürger, Stadträte, Ortschaftsräte und eine Senioren-Freizeit-Radgruppe um den ehemaligen Ortsvorsteher Erich Hasenfratz, die einmal wöchentlich auf Tour gehen und gestern zum Abschluss der Runde einen erfolgreichen Sporkameraden beehren wollten – alle vorschriftsmäßig mit Helm ausgestattet.
Auch Radrennsportler aus der Region hatten sich eingefunden, etwa aus Schwenningen Manfred und Helmut Hils. Am kommenden Sonntag bricht Domenic Weinstein schon wieder auf zu einer Radrundfahrt und im Oktober ist der Weltcup. Beim RiderMan in Bad Dürrheim am Wochenende 21. bis 23. September wird Weinstein starten – außer Konkurrenz natürlich. Aber für die Teilnehmer wird es ein Erlebnis sein, sich mit einem Europameister messen zu dürfen.
Bürgermeister Walter Klumpp verriet dem Sportler, dass die Bad Dürrheimer mit ihm mitgefiebert haben. „Wir freuen uns, dass das so toll und souverän geklappt hat. Sein Erfolg sei „für die gesamte Stadt Bad Dürrheim und den Ortsteil Unterbaldingen etwas Besonderes“. Als Bürgermeister habe man nicht oft die Gelegenheit, einen Europameister zu empfangen. „Du darfst besonders stolz sein auf diese Medaille“, sprach Klumpp den Sportler persönlich an, für den die Stadt und die Ortsverwaltung schon einige Willkommensfeste nach Siegen organisiert hat.
Bürgermeister Walter Klumpp wünschte dem Sportler, dass er bei den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio dabei sein kann und erinnerte sich, dass für Weinstein schon die Olympiade in Brasilien 2016 ein Highlight gewesen waren. „Wir sind stolz auf den besten europäischen Bahnradfahrer“, betonte Walter Klumpp. Voraussetzung seien nicht nur hartes Training und Zielstrebigkeit gewesen, sondern auch ein Elternhaus, welches den Sport unterstützt habe und viele Menschen, die ihn begleiteten. „Bitte schaue weiterhin so positiv nach vorne“, forderte Klumpp den Sportler auf.
Hohe Geschwindigkeit
Ortsvorsteher Jürgen Schwarz fasste zusammen, dass Domenic Weinstein immerhin schon acht Mal deutscher Meister geworden ist. „Radrennfahrer ist für mich die Steigerung von Rennfahrer“, meinte der Ortsvorsteher, „denn man muss nicht nur so clever und cool sein wie ein Rennfahrer, sondern man ist auch sein eigener Motor“. Immerhin würden Bahnradsportler mit Geschwindigkeiten von 60 und mehr Stundenkilometer über die Bahn fegen und in einer Sekunde 17 Meter zurück legen.
Angesichts dieser Geschwindigkeiten und dem Unfall der Bahnrad-Olympiasiegerin Kristina Vogel wünschte Ortsvorsteher Jürgen Schwarz vor allem Gesundheit. Dominik Weinstein sei trotz seiner Siege „der nette Junge von nebenan“ und auch bescheiden geblieben. Er sei tief in Unterbaldingen verwurzelt und dies sei auch sein Rückzugsort, wo er sich ohne Allüren bewege.Anerkennung zollte der Ortsvorsteher auch der Freundin Katharina Wiehl. Wochenlang könne sie ihren Freund nicht sehen, weil er auch Weltcuprennen oder Trainingslager sei. „Ich habe den allergrößten Respekt, dass Du Dominik nach wie vor die Treue hältst“, sagte Schwarz zu ihr.
Weinstein selbst bedankte sich für die anerkennenden Worte und sagte, die Anerkennung und Unterstützung durch die Stadt und den Ortsteil Unterbaldingen sei ihm viel wert. „Ich hoffe, dass wir noch viele solche Feste feiern können“, so Domenic Weinstein. Er dankte auch seiner Familien, den Freunden und Fans, dass sie ihn seit Jahren unterstützen.
Bruno Wischnewski, der den Europameister als Zwölfjährigen „entdeckt“ hat, wies darauf hin, dass Weinstein deutscher Meister, Europameister, Weltmeister und Olympiateilnehmer ist. Fleiß, Disziplin und Begabung seien dafür notwendig gewesen, aber auch seine Mutter Doris, die ihn auf dem Motorroller auf tausenden Trainingskilometer begleitet habe und sein Vater, der ihn tausende Kilometer zu Rennen in ganz Deutschland gefahren habe. „Es war auch wichtig, dass die Stadt und der Bürgermeister hinter ihm steht“, so Rad-Trainer Wischnewski.
Keine Bremse
Der frischgebackene Europameister kommentierte dann den Film vom entscheidenden Rennen und informierte auch, dass man beim Bahnradfahren nur einen Gang hat und keinen Leerlauf, also immer treten muss. Auch eine Bremse gibt es nicht am Rad. Im Vorlauf hatte er ein 57er-Kettenblatt gewählt und im Video sahen die Zuschauer, wie sich der junge Sportler wie bei jedem Rennen bekreuzigte.
Wenige Minuten später dann, wie er sich mit dem Portugiesen ein hartes Rennen lieferte, wie er immer weiter den Vorsprung ausbaute und schließlich siegte.Michael Lauenstein und Stefanie Jansen von der Musikhochschule Trossingen sorgten am Piano und dem Saxofon mit swingendem Blues für die lockere Atmosphäre. Am Schluss trug er sich noch in das goldene Buch der Stadt ein. hje
 
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Redakteur / Urheber
Südwespresse / Die Neckarquelle
Hans-Jürgen Eisenmann